Krefeld FDP bringt Stadion-Neubau ins Spiel
Krefeld · Nach dem KFC-Aufstieg und vor der neun Millionen Euro teuren Sanierung der Grotenburg erinnern die Liberalen an Pläne von 2013. Seinerzeit wollte ein Niederländer ein neues Stadion nach Kerkrader Vorbild bauen - umsonst.
30.05.2018, 00:00 Uhr
Die Krefelder FDP hat nach dem Aufstieg des KFC Uerdingen in die Dritte Liga und dem damit zwingend erforderlichen Umbau des Grotenburg-Stadions eine Idee aus dem Jahr 2013 ins Spiel gebracht. Seinerzeit hatte der damalige KFC-Trainer Eric van der Luer einen niederländischer Investor aus dem Hut gezaubert, der sich vorstellen konnte, ein neues, für die Stadt kostenfreies Stadion zu bauen und als Gegenleistung eine Fläche von rund zehn Hektar forderte, auf die er dann auf eigenes Risiko eine Art Gewerbepark bauen wollte. Da noch nicht vollständig abzuschätzen sei, wie teuer eine Sanierung des Stadions tatsächlich wird - die Stadt geht von rund neun Millionen Euro aus, um das Stadion tauglich für die Dritte Liga zu machen -, fordert FDP-Fraktionsvorsitzender Joachim C. Heitmann: "Ein Neubau muss eine Option sein, da die Sanierung der Grotenburg mit vielen Unwägbarkeiten und Kostenrisiken verbunden ist." Letztlich sei die Grotenburg als Drittliga- und erst recht als Zweitliga-Standort ungeeignet: "Die Nähe zum Zoo, Stichwort Zoobrücke, sorgt für eine Konfliktlage. Parkplätze sind nicht ausreichend vorhanden."
Die Stadt zieht derzeit eine Sanierung vor. "Die Stadt steht zu ihrer Verantwortung und wird alles tun, um die Grotenburg drittliga-tauglich zu machen. Wir haben die Pflege der Grotenburg über Jahrzehnte hinweg vernachlässigt, was angesichts der Spiele in der sechste Liga auch irgendwie nachvollziehbar war. Aber jetzt ist der Punkt erreicht. wo auch die Stadt ihren Teil dazu beiträgt", hatte Oberbürgermeister Frank Meyer im Zuge der Aufstiegsfeierlichkeiten im Krefelder Rathaus gegenüber dem KFC versprochen.
Die Frage, die sich aufdrängt, ist eben: Stemmt die klamme Stadt einen solch teuren Umbau, beziehungsweise: Kann sich die klamme Stadt einen solchen Umbau überhaupt leisten? Immerhin stehen auch noch weitere, Millionen teure Projekte an, wie beispielsweise der Neubau oder die Sanierung der beiden Eishallen. Seinerzeit scheiterte das Vorhaben des Stadionneubaus daran, dass es keine entsprechend große Fläche gab sowie am Zentrenkonzept der Stadt, das ein neues Gewerbegebiet auf Krefelder Boden nicht weiter vorsieht.
Das Modell des niederländischen Investors Wyckerveste sieht vor, dass in den Tribünen der Sportstätte großflächige Unternehmen untergebracht werden, so dass von außen nicht erkennbar ist, dass im Mittelpunkt des Komplexes ein rund 20 000 Zuschauer fassendes Stadion integriert ist. Als Vorbild dazu dient das Parkstad Limburg, in dem der niederländische Ehrendivisionist Roda Kerkrade spielt. Das dortige Stadion wurde nach einem knappen Jahr Bauzeit im Jahr 2000 eröffnet.
Im Stadion selbst sind neben den Räumlichkeiten des Fußballvereins zahlreiche Unternehmen, die viel Platz benötigen, angesiedelt. 2013 waren dort beispielsweise eine große Discothek untergebracht, ein deutsches Call-Center, ein großes Spielwarengeschäft, ein Casino, ein Großraumrestaurant oder ein Hotel einer großen niederländischen Kette. Um die Arena herum waren unter anderem ein großer Baumarkt, ein Fitnesscenter, ein Sportdiscounter, eine Fast-Food-Niederlassung und eine mehr als 3000 Autos fassende Parkplatzanlage gelegen. Auch der drittgrößte Kinokomplex der Niederlande mit acht Sälen und Platz für über 2000 Besucher inklusive integriertem Bowlingcenter und überdachter Minigolfanlage hat dort einen Platz.
Diese Immobilien stellen die Grundlage der Finanzierung des Stadions und des gesamten Geländes dar; Wyckerveste sucht die Firmen selbst, errichtet für sie Gebäude und rechnet in den Komplettpreis für die Miete bzw. die Erstellung die Kosten für die Erschließung des Geländes und die Baukosten des Stadions von rund 25 Millionen Euro mit ein. Ziel ist, dass der Nutzer des Vereins dadurch kostenfrei dort spielen kann.
Rund 1000 Arbeitsplätze wurden durch die neu dort angesiedelten Großunternehmen in dem rund 34 Hektar großen Gewerbepark geschaffen, der früher reines Acker- und Weideland war. Für den symbolischen Preis von einem Euro hat die Gemeinde Kerkrade seinerzeit die Fläche veräußert; ein ähnlicher Deal, zum Beispiel im Zuge des Erbbaurechts, schwebte Hessel Meijer, dem Vorstandsvorsitzenden des Investors, auch für Krefeld vor - wenngleich auf einer Fläche zwischen acht und 15 Hektar, je nach Fassungsvermögen des Stadions. Zwischen 10 und 15 000 Zuschauer sollen dort Platz finden. Die Stadt Krefeld selbst könnte, wie in Kerkrade, über eine eigene Tochter das Stadion verwalten - und, zum Beispiel über die Parkplätze, noch zusätzlich Geld verdienen.
Dass ein privater Investor mit zusätzlichen Angeboten kommerzieller Art, die das Projekt erst wirtschaftlich machen würden, gelockt werden müsse, steht für Heitmann indes außer Frage: "Ohne eine solche Komponente dürfte sich ein Neubau für keinen Investor rechnen und wäre erst recht nicht für eine Stadt wie Krefeld machbar, die sich noch immer im Haushaltsicherungskonzept befindet", sagte Heitmann.
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